Ich könnte mir nichts besseres vorstellen, als Mecklenburg-Vorpommern auf dem Fahrrad zu erkunden. Für mich ist Radfahren einfach die schönste Form des Reisens. Im Gegensatz zum Auto kann man die Umgebung und die Natur wunderbar auf sich einwirken lassen und auch mal abseits von Straßen sein Reiseziel erkunden. Dies geht zwar auch beim Wandern, aber zu Fuß ist man nicht annähernd so mobil wie auf dem Rad.
Für das am dünnsten besiedelte Bundesland Deutschlands ist das Rad damit die ideale Kombination. Man ist nicht an einen Ort gebunden und kann trotzdem sehr viel von der Landschaft und dem Leben mitbekommen. Einen Nachteil hat das Rad am Ende doch. Es fährt sich deutlich besser, wenn das Wetter stimmt. Nach dem verregneten Start in Schwerin hatte ich schon befürchtet, dass ich nicht das letzte mal mit Regen zu kämpfen haben werde. So kam es allerdings nicht. Bis auf ein, zwei kurze Schauer, war ich bis Berlin praktisch trocken geblieben.
Doch ist man mit dem Rad durch Mecklenburg unterwegs, sieht man abseits der großen Hauptstraßen zerfallene Dörfer, die ihre besten Zeiten schon lange hinter sich gelassen haben. Jahrzehnte der "Verplanwirtschaft" haben die Dörfer und Bauernhöfe teilweise nicht geschafft. Nach der Wende fanden sie auch zu keiner Blüte mehr zurück und verrotten nun als Zeitzeugen der DDR.
Zerfallener Bauernhof |
Wenn Ortsstraßen asphaltiert wurden, sind sie meist übersäht mit riesigen Schlaglöchern. Von Bürgersteigen war meist nichts mehr zu erkennen. Häuser die in den letzten zehn Jahren errichtet oder renoviert wurden, werden mit Videokameras überwacht und mit Stacheldrahtzaun verbarrikadiert. Und dazwischen immer wieder deutliche Zeichen von Neonazis und Rechtsradikalismus. Seien es nur dreckige Schmierereien auf dahinrottenden Bauten oder die deutsche Reichsflagge in den ungepflegten Vorgärten ihrer Hausbesitzer.
In diesem Hotel hat lange keiner mehr gewohnt |
Hat es mich einerseits fast schon erschreckt, wie trostlos und zerfallen manche Ecken von Mecklenburg-Vorpommern sind, so aufregend war es auch, durch Dörfer zu radeln, die einem fast schon wie Geisterstädte vorkommen. Zusammen mit einer Landschaft, die vor allem um die Seenplatte herum sehr schön ist, waren die 200 Kilometer quer durch Mecklenburg trotz alledem absolut Klasse.
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