Samstag, 26. April 2014

Die PAL-Feld-Verschwörung

Seit meiner Reise nach Bremen weiß ich es endlich. Deutschland ist überseht mit Problem-anderer-Leute-Feldern (PAL-Feldern). Im englischen auch Somebody-Else's-Problem-Field.

Erstmals beschrieben von Douglas Adams in seinem wissenschaftlichen Standardwerk "Per Anhalter durch die Galaxis" ist ein PAL-Feld einer der effektivsten Tarnvorrichtungen im Universum. Sie basiert darauf, dass man Probleme einfach nicht wahrnimmt und ignoriert, solang sie einen nicht interessieren oder direkt betreffen. Es wird zu einem Problem anderer Leute und man wird blind dafür.

Doch was wird eigentlich verschleiert? Ganz klar, Höhere Mächte wollen den Vormarsch der Telefonzelle verhindern!
Fragt euch selber mal, wann ihr das letzte mal eine Telefonzelle gesehen habt. Vor zwei Wochen hätte ich nicht sagen können, wann ich das letzt mal eine Telefonzelle gesehen habe, geschweige denn, wo sie denn stand. Doch als ich in Bremen keinerlei Handy hatte und auf diese Münz-Fernsprecher angewiesen war, öffneten sich meine Augen und ich konnte die Realität erkennen. Sie sind unter uns! Wer das liest und glaubt, dass Telefonzellen und Telefonsäulen dem technischen Fortschritt zum Opfer gefallen wären, der muss umdenken! Denn in Wirklichkeit gibt es sie noch. Wir können sie nur nicht mehr sehen, weil Mobiltelefone unsere Sinne benebeln! Ich habe mehr als genug Beweisfotos!




Das mag jetzt alle Leser schockieren, aber auch ich konnte es nicht fassen, dass es auf allen größeren Plätzen noch immer öffentliche Telefone gibt. Und man mag es kaum glauben, sie funktionieren sogar, wenn man Geld einschmeißt.


Wer versucht hier die gut bewährte Technik der Telefonzellen uns streitig zu machen? Sind es die Illuminaten, die Freimaurer oder vielleicht doch Nokia? Und was wollen SIE uns verheimlichen? Auch wenn ich nicht mehr so bald eine Telefonzelle benutzen werde (hoffentlich nie wieder), so sind meine Augen jetzt geöffnet. Mich kann keiner mehr an der Nase herumführen.

Vermutlich ist es aber gar keine Verschwörung sondern einfach nur das beste, was dieser Menschheit passieren konnte, sich von den traurigen Münzsprechern zu verabschieden.


Donnerstag, 24. April 2014

Zeitreise in die Neunziger

Es kommt einem gar nicht so vor, als sei es so lang her, dass man die Jahrtausendwende gefeiert hat. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als die Menschen auf den geilsten Jahreswechsel ihres Lebens hin fieberten, Sekten den Untergang der Welt vorher sagten (als würde sich der Weltuntergang nach einer willkürlich gewählten Zahl richten) und wenn die Welt nicht untergeht, dann sollte sie doch im reinsten Chaos versinken, weil der Y2K-Bug vor der Haustür stand.

Das ist gerade mal 15 bis 20 Jahre her. Nicht nur, dass ich mir plötzlich steinalt vorkomme, nein, die Art zu reisen und sich zu informieren war komplett anders. Internet bekamen wir 1995 ins Haus. Aber auch nur so früh, weil meine Eltern für die Arbeit ein 14.400er Modem daheim brauchten, sonst hätte man sich den heißen scheiß bestimmt nicht daheim hingestellt. An Reiseplanung per Internet war aber praktisch gesehen noch nicht zu denken. Mein erstes Mobiltelefon hatte ich ungefähr 1998 mit einer D2-Callya-Karte. Telefonieren war damit nicht leicht. Es gab viel zu viele Funklöcher und die Preise waren so hoch, dass man es wirklich nur im Notfall nutzte.

Man kann also ohne Probleme sagen, meine Offline-Reise nach Bremen war auch irgendwie eine Reise in die Neunziger. Den Komfort unserer digitalisierten Welt muss man leider hinter sich lassen. Spontane Absprachen über das Handy gehen einfach nicht. Das musste auch die Apartment-Besitzerin für meine Unterkunft erfahren. Eine kurzfristige Änderung der Buchung in ein anderes Apartment konnte sie mir nicht mehr per SMS zukommen lassen, weil ich einfach kein Handy an mir hatte. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als den zuvor vereinbarten Treffpunkt um 15 Uhr in der Herbststraße wahr zu nehmen und dann von dort aus zum anderen Apartment zu laufen. Das hatte dafür aber auch perfekt geklappt und sie war auch absolut pünktlich dagewesen. Ich habe dort im Zimmer "Leonardo" in übernachtet.

Zimmer Leonardo
Auch nach dem nächsten Laden zu googeln, der Fotos in einer Stunde entwickelt ist eher schwer. Man fragt also einen der vielen Bremer und hofft, dass die Person gegenüber die Antwort auf diese ungewöhnliche Frage weiß.
Herr Google kennt solche Antworten für gewöhnlich in Sekunden schnelle und kann einem dann auch noch die Öffnungszeiten des Ladens sagen, verlinkt auf die Homepage und routet einen bis zur Eingangstür. Heute würde man aber auch nicht mehr danach googeln, wo man Fotos entwickeln lassen kann, weil eh alles digital ist.

Am meisten hat mich aber das Konzept der Telefonzellen schockiert. Zum einen, wie viele Telefonzellen und Telefonsäulen es eigentlich noch gibt und zum anderen sind es aber die Kosten, die durch ein Telefonat an einer Telefonzelle entstehen.
Als ich mit einer gebuchten Mitfahrgelegenheit telefoniert hatte um die Rückreise nach Düsseldorf zu planen, habe ich doch sage und schreibe 1,50€ für drei Minuten Gesprächszeit bezahlen müssen. Ich weiß noch nicht mal ob sich das die Abzocker von 9Live seiner Zeit getraut hätten, so viel für einen Anruf zu nehmen.

Aus Tablet wird Stift und Papier
Aus Handys werden Telefonzellen

Zu reisen wie vor 20 Jahren ist schon kompliziert. Das größte Problem dürfte aber gewesen sein, dass keiner heutzutage darauf eingestellt ist, dass jemand weder Internet noch Handy hat.
In den Neunzigern wäre es vermutlich genau andersherum gewesen. Eine Buchung übers Internet wäre undenkbar gewesen. Hätte man um eine SMS-Benachrichtigungen gebeten, hätten einen die Leute ungläubig gefragt, was man mit der SM-Szene zu tun hat.

Dienstag, 8. April 2014

Die Chemie stimmt nicht mehr!

Wie ich vermutet hatte, habe ich meine Notizen und den Reiseführer wirklich beim Arzt liegen lassen. Ein Anruf am Freitag Morgen um kurz nach 7 Uhr hatte die Sache direkt geklärt. Bevor ich an den Hauptbahnhof gefahren bin, um die Mitfahrgelegenheit abzuholen, habe ich noch schnell meine Notizen eingesackt.

Da wir schon um 8 Uhr morgens hier in Düsseldorf losgefahren sind, war die Fahrt nach Bremen total entspannt. Absolut freie Straßen und keine Staus. Wir brauchten trotz Zwischenstopp in Münster gerade einmal viereinhalb Stunden bis in die Hansestadt. Ich habe meine beiden Mitfahrerinnen am Hauptbahnhof abgesetzt und bin von dort mit dem Auto in den nahe gelegenen Stadtteil Findorff gefahren, wo ich um 15 Uhr den Schlüssel für das Apartment entgegennehmen sollte. Ich war aber so früh, dass ich noch genug Zeit hatte, etwas zum Mittag zu essen und das eher ruhige Findorff zu erkunden.

Ich habe auch sofort meine alte Spiegelreflex-Kamera von Rolleifex ausgepackt, um den Nostalgiefaktor zu steigern. Die ersten Fotos fühlten sich zugegebenermaßen sehr ungewöhnlich an. Alle Werte wie Belichtung und Blende müssen von Hand eingestellt werden. Nach jedem Foto, was man schießt muss man den Film händig um ein Bild weiter drehen. Und am schlimmsten ist eigentlich die Tatsache, dass man nicht sieht, wie das Bild letztendlich geworden ist. An den zwei Tagen habe ich mich mehrmals dabei erwischt, wie ich instinktiv sehen wollte, wie das Foto aussieht. Doch jedesmal lachte mich nur ein schwarzer Kunststoffrücken an, der mit seiner Struktur krampfhaft versucht, wie echtes Leder auszusehen.

Schon irgendwie komisch, die alte Rolleiflex soll für zwei Tage meine Sony ersetzen 

Doch mit der Zeit habe ich wieder so richtig Spaß daran gefunden, mit dem alten Ding ein paar Bilder zu schießen. Im Gegensatz zur digitalen Fotografie habe ich mir nämlich plötzlich viel mehr Zeit gelassen, das einzelne Foto genau so zu treffen, wie ich es haben will. Ohne mich in riesen Unkosten zu stürzen, kann ich hier nicht einfach mal 10 Fotos von ein und der selben Sache schießen und dann sieben wieder löschen und am Ende dann doch nur eins wirklich schön finden. Das hat einem wirklich ein ganz anderes Gefühl beim fotografieren gegeben und mit jedem Bild ist meine Vorfreude gewachsen, endlich die Fotos entwickeln zu lassen und auch wirklich in der Hand zu halten.

Der erste Film war schnell voll und ich suchte einen Fotoladen, der mir die Bilder möglichst schnell entwickeln kann. Ohne Internet ist es schon nicht leicht, einen Fotoladen zu finden, aber dann auch noch einen mit Foto-Stunden-Service, fast unmöglich. Wenn mir nicht jemand konkret gesagt hätte, wo ich einen solchen Laden finde, hätte ich bis heute keine "Negative". Gut, wenn man es denn wirklich Negative nennen möchte. Denn eines sollte ich noch erwähnen. Der Film in der Kamera war bereits drinnen, als ich die Rolleiflex angestaubt aus dem Schrank geholt habe. Wie viele Jahre ich die nicht mehr benutzt habe und wie lange der Film bereit darin war, keine Ahnung. Es muss aber lange gewesen sein. Und vermutlich hat die Chemie zwischen uns einfach nicht mehr gestimmt. Es kam nämlich nichts heraus.
Als ich die Bilder abholen wollte, war die Enttäuschung groß, dass kein einziges Foto etwas geworden ist. Die "Negative" waren schwarz, komplett schwarz.

Der erste Kamera-Film war enttäuschend leer

Nach der Pleite bin ich sofort zu meinem Auto zurückgelaufen und habe die Digitalkamera aus dem Kofferraum geholt, die ich zur Sicherheit als Backup mitgenommen hatte. Ich wollte definitiv nicht ohne Fotos nach Haus kommen!
Trotzdem habe ich es mir nicht nehmen lassen, auch weiterhin mit meiner Rolleiflex zu fotografieren. Vielleicht war der uralte Film in der Kamera ja wirklich nur kaputt. An den zwei Tagen habe ich neben den Digitalbildern auch noch einen Schwarz-Weiß-Film vollgeknippst und einen Farbfilm gefüllt. Ob die Bilder allerdings was geworden sind, ich weiß nicht. Noch nicht. Dann im Gegensatz zu Bremen konnte ich in Düsseldorf meine Fotos nicht innerhalb von einer Stunde entwickeln lassen. Es wird sogar mit 10 bis 14 Tagen nur geringfügig länger dauern, bis ich etwas in der Hand halte (oder vielleicht auch nicht). Ich weiß nicht, ob Düsseldorf zu modern für diese alte Technik ist oder hier einfach alle so weit hinterm Mond leben, dass man Bilder nicht im Stunden-Service entwickeln lassen kann. So lange wollte ich mit den Blog-Posts aber auf keinen Fall warten. Ich poste ein paar von den Fotos sobald ich sie habe.

Donnerstag, 3. April 2014

Notizen sind weg, ich verzweifle

Einen Tag vor abfahrt nach Bremen schreibe ich nun diesen Post und musste gerade feststellen, dass ich vermutlich alle meine Notizen plus Stadtführer heute verloren habe. Keine guten Voraussetzungen für eine Reise, wo man alle Notizen schon im Voraus parat haben sollte.

Panisch habe ich vorhin meine ganze Wohnung auf den Kopf gestellt, in der Hoffnung, sie wieder zu finden, aber keine Chance. Vermutlich liegen die Sachen noch beim Arzt, bei dem ich heute Morgen war.

Das meiste konnte ich mir wieder zusammensuchen, aber einige Dinge fehlen mir noch. Ich werde kurz vor Abfahrt morgen noch mal in der Praxis anrufen, ob ich die Sachen dort vergessen hatte. Ich hoffe ich bekomme alles wieder, sonst waren die letzten Tage Vorbereitung umsonst. Zum Glück konnte ich mich noch dran erinnern, dass ich morgen in die Herbststraße muss. Am Hörer hat man mir nämlich gesagt "Herbststraße, wie Sommer". Das hat sich in meinen Kopf eingebrannt.

Dienstag, 1. April 2014

Eine Bleibe ohne Internet buchen

Dienstag vor der Abreise hätte ich fast aufgeben müssen, wirklich alles offline zu machen.
Schon mal probiert, heutzutage ein Hotelzimmer ohne Internet oder eine gültige E-Mailadresse zu buchen? Das ist inzwischen fast unmöglich. Im Reiseführer fand ich die Apartment Gästeträume, die von der Beschreibung her sehr gut klangen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis klang ziemlich gut. Ich musste mich aber auch komplett auf den Reiseführer verlassen. Googeln oder ein Blick auf die Homepage wären vor 25 Jahren auch nicht möglich gewesen.

Also schnappte ich mir mein Telefon und rief an. Kaum habe ich gesagt, dass ich ein Einzelzimmer buchen möchte, verwies man mich auf das Online-Portal. "Tut mir leid, aber ich kann in diesem speziellen Fall leider keine Online-Buchung machen" antwortete ich. Auch eine SMS-Buchung war mir nicht möglich gewesen. Verständlicherweise stutze die Dame am anderen Ende und wollte wissen, warum das alles nicht ginge. Kurz erklärte ich ihr mein Ziel, diese Reise ohne technischen Schnickschnack hinzubekommen und darüber in einem Blog zu schreiben. Das fand sie anscheinen so witzig, dass sie sich auf den skurrilen Anrufer aus Düsseldorf einlässt und die Buchung telefonisch akzeptiert. Als sie dann auch noch auf den Wochenendrabatt hinwies, war ich total begeistert. Ich müsste jetzt nur noch die Anzahlung von 50 Prozent tätigen. Das wäre üblich so. Ich bekam am Hörer einen hoch roten Kopf, weil ich schon wieder um Kulanz bitten musste, denn eine Vorauszahlung kann ich nicht machen. Meine Bank ist im Hunsrück und Online-Banking ist bei einem Offline-Projekt Tabu. Leicht verzweifelt aber noch immer amüsiert willigte mein Gegenüber erneut ein. Wir einigten uns jetzt darauf, dass wir uns am Freitag um 15 Uhr vor dem Apartment treffen und ich das Geld für die zwei Nächte in Bar direkt bezahle.

Ich habe geahnt, dass die Hotelbuchung nicht leicht wird, aber das es so schwer wird, hätte ich nicht gedacht. Ein Dank geht an die nette Dame, die sich auf diesen verrückten Deal einließ.
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